Wir gedenken und mahnen!
Der Novemberpogrom in Bonn
Am 7. November 1938 schießt der 17-jährige Herschel Grynszpan, dessen Eltern kurz zuvor von Hannover nach Polen deportiert worden waren, auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath.
Als der Diplomat am 9. November 1938 seinen Verletzungen erliegt, dient die Tat des verzweifelten Jungen als Vorwand, um die Deutschen als Opfer einer angeblichen "jüdischen" Verschwörung darzustellen und gegen die deutschen Juden vorzugehen. Es folgt ein Pogrom, wie es in Deutschland seit Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hat. Was als spontaner Protest ausgegeben wird, ist eine von der NSDAP schon seit Frühjahr 1938 vorbereitete und organisierte Aktion.
In Bonn - wie auch in anderen Städten - werden die Synagogen nicht in der Nacht vom 9. November auf den 10. November zerstört, sondern am Morgen des 10. Novembers. Der entsprechende Befehl geht erst gegen Mitternacht bei der Gestapo ein und die zuständige SS-Dienststelle Bonn wartet auf SS-Männer aus dem Umland, um zu verhindern, dass die Beteiligten erkannt werden. Am 10. November werden am helllichten Tag die Synagogen in Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Mehlem und Poppelsdorf in Brand gesetzt, Geschäfte und Wohnungen zerstört. In den darauf folgenden Tagen werden viele jüdische Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nur wenige Bonner, wie die Familie Kahle, helfen ihren jüdischen Bekannten oder Freunden.
Mit Gedenkveranstaltungen in Beuel, Bad Godesberg und Bonn von Freitag, 7. November, bis Montag, 10. November, wird die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus und die Stadt Bonn 76 Jahre nach dem Pogrom an die jüdische Bevölkerung in Bonn erinnern.
Wir rufen alle Bonnerinnen und Bonner auf, sich an den Gedenkveranstaltungen zu beteiligen!
Die Gedenkveranstaltungen:
Gedenkstunde am Bonner Rheinufer
Am Montag, 10. November, um 17 Uhr sind alle Bürgerinnen und Bürger zum öffentlichen Gedenken am Synagogen-Mahnmal am Moses-Hess-Ufer eingeladen. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Prof. Dr. Klaus Kost, der Vorsitzende der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus, erinnern an die Ereignisse und die Opfer des Novemberpogroms vor 76 Jahren.
Sie werden musikalisch begleitet von Matthias Höhn auf der Klarinette.
Bereits um 16 Uhr wird im Foyer der Oper ein Konzert mit Thomas Wise, Stefanie Wüst und weiteren Künstlern unter der Leitung des Operndirektors Andreas K. W. Meyer veranstaltet. Der Eintritt ist frei.
Veranstaltungen in Beuel und Bad Godesberg
In Beuel beginnt Sonntag, 9. November, um 17 Uhr vor dem Rathaus, Friedrich-Breuer-Straße 65, ein Schweigegang. Er führt zum ehemaligen Beueler Synagogenplatz, Siegfried-Leopold-Straße/Friedrich-Friesen-Straße. Hier spricht Erika Coché als Mitglied des Kulturausschusses gegen 17.30 Uhr ein Grußwort.
Sie wird musikalisch von Matthias Höhn begleitet. Um 18 Uhr folgt im Jungen Theater Bonn in der Hermannstraße 50 eine Aufführung der Integrierten Gesamtschule Beuel, die unter der Leitung von Dirk Prinz szenisch das Schicksal eines jüdischen Kindes darstellt. Veranstalter ist die Beueler Initiative gegen Fremdenhass.
In Bad Godesberg findet am Sonntag, 9. November, in der Oststraße ab 18 Uhr eine Andacht bei der Gedenktafel für die dort zerstörte Synagoge mit Pfarrer Günter Schmitz-Valadier statt. Veranstalter sind der Evangelische Konvent Bad Godesberg und der Friedenskreis Marienforst.
Kranzniederlegung der SPD in Endenich
Am Sonntag, 09.11.2014 gedenkt die SPD den 474 jüdischen MitbürgerInnen, die unter dem Nazi-Regime im Kloster „Zur ewigen Anbetung“ widerrechtlich festgehalten und von dort in die Vernichtungslager verschleppt worden. Der Schweigemarsch startet um 18:00 ab Magdalenenplatz. Gegen 18:30 findet die Kranzniederlegung am Kloster statt.
Ernesto Harder
Vorsitzender der SPD Bonn